Man sieht die im Lichte. Die im Dunkel sieht man nicht.

 

Elektroautos und E-Bikes stehen gerade im gleissenden Licht. Ein Beitrag von arte.tv leuchtet die dunklen Seiten der Elektromobilität aus. Wir müssen hinsehen und darüber sprechen.

Visual_dfm_arte.png

Auf Hochglanz polierte Elektroautos und durchgestylte E-Bikes stehen in den klinisch sauberen, designten Schauräumen herum. Nichts wird dem Zufall überlassen, das ganze Arsenal von Marketinginstrumenten aufgefahren, damit wir den Verlockungen und Verheissungen der Elektromobilität unterliegen. Wir, vor allem die Teile der Welt mit Geld, sind gerade dabei, euphorisch auf die breit planierte Strasse der E-Mobilität einzubiegen. Im Glauben Gutes zu tun, uns von der karbonisierten Mobilität zu befreien. Die E-Mobilität hat mittlerweile fast einen religiösen Status erlangt. Bevor wir vollends im euphorischen Taumel der Energie- und Verkehrswende schwelgen, tun wir gut daran, einen Blick auf die im Dunkeln zu werfen. Eine Doku von arte.tv leuchtet diese dunkle Seite aus.

Wir folgen einer grossen Tradition, die dunkeln Seiten auszublenden. Was für uns, für unsere Gesellschaft, gut und toll sein mag, könnte durch das Herstellen von Zusammenhängen eine völlig andere Bilanz offenbaren. Diese einseitige Fixierung hat in Europa Tradition. Jahrhunderte erfreute sich die westliche Welt an der Baumwolle und den tollen Kleidern, die daraus gefertigt wurden. Entdeckte neue Gewürze und andere Produkte aus fernen Welten. Blendete dabei aus, dass Europas Wohlstand durch die Arbeit von Millionen Sklaven geschaffen wurde, die man während drei Jahrhunderten zu Zwangsarbeit unterjochte. Mit der gleichen Gier stürzen wir uns jetzt wieder auf Rohstoffe wie Kobalt, Kupfer und seltene Erden. Ausblenden und Wegschauen hat Tradition. Wir machen uns keine oder nur wenige Gedanken, unter welchen Bedingungen diese für uns wichtigen Materialien abgebaut und bearbeitet werden. Bei ganzheitlicher Betrachtung stellt sich aber die ernüchternde die Erkenntnis ein, dass ein E-Auto an der Umweltbilanz nichts ändert. Dies lässt die Propheten der Verkehrs- und Energiewende weniger brillant aussehen.

Man kann nicht etwas ändern, ohne alles zu ändern.
— Dr. Martin Buber, Philosoph

Und wenn wir mit der Ökologisierung des Autos nichts gewonnen hätten? So ist in der heutigen Zeit zum Beispiel der Bau einer Autofabrik, wie der Soziologe Harald Welzer meint, das Antiquierteste, das man sich vorstellen kann. Einfach den Verbrennungsmotor durch Elektroantrieb ersetzen, aber geleitet von den gleichen mentalen Modellen weiter fuhrwerken, führt uns nur noch tiefer in die Sackgasse. Wir sind konfrontiert mit einem Paradox der grünen Technologie. Rennen immer der Illusion hinterher, dass Technologie unsere Probleme löst. Greenwashing als Strategie zieht nicht weiter, wenn wir nicht wieder eine positive Utopiefähigkeit entwickeln. „Man kann nicht etwas ändern (zum Beispiel die Antriebsart) ohne alles zu ändern“, so der Philosoph Martin Buber. Wie wir unsere Städte entwickeln, die Mobilität gestalten, müssen wir radikal neu denken. Dabei gesellschaftliche Verantwortung mit Rücksicht und Demut wahrnehmen. Über Konzepte und Möglichkeiten verfügen wir wie keine Gesellschaft vor uns. Wenn die Mobilität, die Veränderung, nicht in unsern Köpfen beginnt, produzieren wir immer nur mehr vom Gleichen. Treten an Ort.

Gesellschaft anders denken. Es geht um eine Revolution von Bewusstsein und Lebensweise. Das zentrale Ziel: Bessere Beziehungen unter den Menschen. Sozial und ökologisch ausgerichtet. Bessere Beziehungen gestalten heisst, auch zu den Menschen und Ländern, welche die Rohstoffe abbauen und liefern, auf die wir so gierig sind. Auch zu den Kindern in der Demokratischen Republik Kongo, die man in die engen Schächte zwingt, um Kobalt zu schürfen. Solches nicht mehr aus unserem Bewusstsein verbannen. Die Beschränktheit unserer Wahrnehmung durchbrechen. Dazu leistet die Doku von arte.tv einen Beitrag. Mag sein, dass der Journalismus uns nicht die absolute Wahrheit liefert. Er interpretiert aber eine Realität, vermittelt Denkanstösse. Damit müssen wir uns auseinandersetzen, diese Diskussion dringend führen.. #

Hier die sehenswerte arte-Doku: